Cluster E – Nachhaltigkeitsbewertung

Nachhaltigkeit in globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten von B2B-Produkten

Hintergrund

Unternehmen vieler Branchen agieren heute in globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten (GLWK). Da diese mit negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen verbunden sind1, verlangen verschiedene Interessengruppen zunehmend die Umsetzung von mehr Nachhaltigkeit2. Das spiegelt sich auch in einer Reihe neuer gesetzlicher Vorschriften für mehr Transparenz und die Einhaltung von Sorgfaltspflichten wider. Eine nachhaltigere Gestaltung von GLWK ist dabei insbesondere aufgrund ihrer Komplexität, der mangelnden Verfügbarkeit und Qualität von Daten, der fehlenden Offenlegungsbereitschaft von Lieferanten sowie unzureichenden internen Ressourcen herausfordernd3. Die Forschungsarbeiten im Cluster unterstützen Unternehmen dabei, diesen Herausforderungen zu begegnen. Sie fokussieren dabei insbesondere die deutsche Medizintechnik-Branche.

Beschreibung des Clusters

Die Forschungsarbeiten im Rahmen von Cluster E sind auf drei übergeordnete Projektziele ausgerichtet: 

Unternehmen sollen mithilfe der Forschungsergebnisse dabei unterstützt werden,

  • die komplexen Strukturen ihrer GLWK zu verstehen,
  • Datengrundlagen für die Bewertung und Steuerung der Nachhaltigkeit ihrer GLWK zu schaffen, und
  • Maßnahmen zur nachhaltigeren Gestaltung ihrer GLWK zu kennen. 

Zur Erreichung dieser Ziele wird

  • ein Leitfaden zur Durchführung von GLWK-Mappings basierend auf Fallstudien (d.h. partizipative Mappings mit ausgewählten Unternehmen) entwickelt,
  • ein handhabbarer Katalog mit relevanten, umsetzbaren und wirksamen Kriterien und Indikatoren zur Bewertung und Steuerung der Nachhaltigkeit von GLWK erarbeitet, sowie
  • eine Sammlung und Darstellung von Maßnahmen und Geschäftsmodellansätzen zur nachhaltigeren Gestaltung von GLWK vorgenommen.

Fragestellungen, die im Rahmen der Forschung beantwortet werden, sind beispielsweise:

  • Mit welchen Herausforderungen sind verschiedene Akteure in GLWK beim Herstellen von Transparenz konfrontiert? 
  • Was sind Lösungs- bzw. Bewältigungsstrategien? 
  • Was sind relevante, umsetzbare und effektive Kriterien für eine Bewertung der Nachhaltigkeit in GLWK? 
  • Welche Zusammenhänge bestehen zwischen den verschiedenen Kriterien (Konflikte, Komplementaritäten, Ursache-Wirkungs-Beziehungen)?
  • Welche Maßnahmen und innovativen Geschäftsmodelle unterstützen Unternehmen dabei, die Nachhaltigkeitsperformance in GLWK zu verbessern? 
  • Welche Barrieren und unterstützenden Faktoren gibt es und wie können diese abgebaut bzw. gestärkt werden?

Zur Beantwortung der Forschungsfragen wird ein Mix an Forschungsmethoden eingesetzt, der insbesondere folgende umfasst:

  • Partizipativer Forschungsansatz: Forschung als kollaborativer Prozess zwischen Forschenden und Betroffenen bzw. deren Interessensvertretungen
  • Fallstudien: Kooperation mit 3 Unternehmen der deutschen Medizintechnik-Branche
  • Literaturanalysen
  • Qualitative und quantitative Forschungsmethoden (z.B. Interviews, Fokusgruppendiskussionen, Umfragen)

Team

Arbeitspakete

WP 1: Partizipatives Projektdesign

Partizipative Entwicklung des Projektdesigns unter Berücksichtigung von Anforderungen aus der Praxis.

WP 2: Status Quo medizintechnischer GLWK

Erfassung des Status Quo der Nachhaltigkeit in medizintechnischen Liefer- und Wertschöpfungsketten deutscher Unternehmen mithilfe von qualitativen Interviews und einer quantitativen Befragung.

WP 3: Strukturen medizintechnischer GLWK

Partizipatives Mapping der GLWK ausgewählter Produkte in Kooperation mit drei deutschen Medizintechnik-Unternehmen sowie verschiedenen Stakeholdern. 

WP 4: Nachhaltigkeitsbewertung medizintechnischer GLWK

  • Analyse, Überprüfung, Ergänzung und Zusammenführung bestehender Kriterien und Indikatoren zur Bewertung der Nachhaltigkeitsperformance von GLWK in einem integrierten Framework. 
  • Untersuchung der Umsetzbarkeit, Relevanz und Wirksamkeit der Kriterien mittels qualitativer und quantitativer Forschungsmethoden und unter Einbezug verschiedener Stakeholder. 
  • Ermittlung von Wirkungszusammenhängen zwischen Kriterien (Komplementaritäten, Trade-Offs, Ursache-Wirkung).
  • Praxistest des finalen Kriteriensets anhand von Fallstudien in Unternehmen.

WP 5: Maßnahmen für nachhaltige medizintechnische GLWK

Sammlung sowie ausführliche Darstellung ausgewählter Maßnahmen und Geschäftsmodellansätze, die eine nachhaltigere Gestaltung GLWK ermöglichen.

WP 6: Evaluation & Ausblick

Partizipative Evaluation der Forschungsarbeiten und erzielten Wirkungen.

Referenzen

1Gerdes, L., Rengs, B., & Scholz-Wäckerle, M. (2022). Labor and environment in global value chains: an evolutionary policy study with a three-sector and two-region agent-based macroeconomic model. Journal of Evolutionary Economics, 32(1), 123–173. 

2Velázquez Martínez, J.C., & Arnold, V. (2024). State of Supply Chain Sustainability 2024. Cambridge, Mass. and Lombard, Ill.: MIT Center for Transportation & Logistics and Council of Supply Chain Management Professionals. 

3Integrity Next (2025). Studie Zwei Jahre deutsches Lieferkettengesetz. Erkenntnisse, Fazit und Ausblick. https://web.integritynext.com/de/ressourcen/whitepaper/zwei-jahre-deutsches-lieferkettengesetz-erkenntnisse-fazit-ausblick

© HWR Berlin 2025